
Ehrenmedaille des Geschichtsvereines für Archäologen Franz Glaser
Mitgliederversammlung am Mittwoch, 2. April, 17.00 Uhr im Kärntner Landesarchiv.
Der bekannte Archäologe Franz Glaser wird heuer mit der Ehrenmedaille des Geschichtsvereines für Kärnten ausgezeichnet. Geschichtsvereins-Direktor Wilhelm Wadl wird sie ihm am Mittwoch, 2. April, im Rahmen der Mitgliederversammlung überreichen. Diese beginnt um 17.00 Uhr im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt. Glaser kennt man vor allem für seine Ausgrabungen und Entdeckungen in Teurnia, Molzbichl oder am Hemmaberg. Er hat auch mehrere Museen gegründet und begleitet. Den „Preis des Geschichtsvereines für Kärnten und des Landeshauptmannes von Kärnten“ wird am Mittwoch die Klagenfurterin Andrea Ettinger für ihre Masterarbeit über die Weltwirtschaftskrise von 1929 erhalten.
Franz Glaser wurde in Linz geboren und kam 1976 ans Kärntner Landesmuseum, wo er später auch stellvertretender Direktor war. „Es ist nicht Aufgabe des Archäologen, ein großes Loch zu graben und ein möglichst großes, goldenes Objekt zu finden“, sagt er über seine Arbeit. Triebfeder dabei war und ist für ihn immer die Neugier auf Antworten. „Das gilt aber ebenso für den Historiker, der in den Archiven Fragen klärt“, ergänzt er. Lehrtätigkeiten übte Glaser an den Universitäten Wien, Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg aus. Nach seinem Lieblingsprojekt als Archäologe gefragt, antwortete er: „Manchmal denke ich, es ist die römische Stadt Teurnia und die frühchristliche Bischofskirche in ihrem vorbildlichen Schutzbau. Dann denke ich aber, die Römerstadt wird von den Ergebnissen auf dem Hemmaberg übertroffen.“
Am Hemmaberg bei Globasnitz gelang ihm nämlich der erstmalige Nachweis eines völkerwanderungszeitlichen Pilgerheiligtums mit großen Mosaikflächen. „Wir können hier ein geistesgeschichtliches Phänomen erfassen, was durch Ausgrabungen selten geschieht: Es gibt eine katholische Doppelkirche der einheimisch römischen Gemeinde und eine arianische Doppelkirche der Goten. Daher hatten Römer und Goten nicht nur in Ravenna, der damaligen Hauptstadt des weströmischen Reiches, und in anderen Städten ihre eigenen Gotteshäuser, sondern auch in befestigten Höhensiedlungen“, so Glaser.
Die Goten nehmen im wissenschaftlichen Wirken des Geehrten überhaupt eine besondere Stellung ein. „Noch im Jahr 2000 wurden historische Vorträge zu Kelten, Römern, Langobarden, Slawen und Bayern im ‚Kärntner Jahrbuch für Politik‘ publiziert – die Goten kamen darin nicht vor. Mir gelang es dann, fast ein halbes Jahrhundert Kärntner Geschichte zu entdecken“, erzählt er. Am Gräberfeld in Globasnitz hatte Glaser das große Glück, schon bei den ersten 15 Skeletten künstliche Schädelumformung und die Adlerkopfbeschläge eines völkerwanderungszeitlichen Militärgürtels zu entdecken. „Die Goten haben nämlich von den Hunnen die künstliche Schädelumformung übernommen. Erstaunlich, dass dieser Brauch nach mehr als hundert Jahren der Ansiedlung auf römischem Reichsgebiet von manchen gotischen Eltern noch an ihren Kindern praktiziert wurde“, sagt er.
Besonders stolz ist der Archäologe auch auf das Österreichische Museumsgütesiegel, das dem Römermuseum Teurnia in St. Peter im Holz und dem Archäologischen Pilgermuseum Globasnitz schon mehrfach verliehen wurde. „Vermittlung ist mir ein Anliegen. Die Besucher brauchen nicht Latein zu können. Damit sie historisch bedeutsame Fragmente verstehen, ließ ich zum Beispiel in Teurnia aus Plexiglas flächige Ergänzungen an den Objekten anbringen. Darauf zeichnete ich mit Filzstift die Rekonstruktion des Reliefs oder der Inschrift. Mir geht es darum, dass die Menschen hinschauen und mit einem Blick die Bedeutung des Objektes erfassen“, erklärt Glaser.
Beim Geschichtsverein ist der Geehrte seit 1978 Mitglied. Die Auszeichnung mit der Ehrenmedaille hat für ihn besondere Bedeutung, da sie von einem Gremium von Fachleuten angeregt wurde, „die meine Erkenntnisse und Ergebnisse zu beurteilen vermögen und diese als wertvoll für die Kärntner Geschichtsforschung betrachten“. Auszeichnungen hat Glaser bereits viele. So ist er Ehrenbürger der Gemeinde Globasnitz, trägt unter anderem das „Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten“ oder das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“. 2013 hat ihn sogar Papst Benedikt XVI. zum Komtur des päpstlichen Ritterordens San Silvestro ernannt.

Informationen zum Geschichtsverein für Kärnten: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/
Redaktion: Markus Böhm, Pressereferent und Mitglied im Beirat des Geschichtsvereines
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Geschichtsverein für Kärnten
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